Wie die Pandemie die Arbeit in den Redaktionen verändert
An keinem von uns ist die Corona-Pandemie spurlos vorbeigegangen. Auch die Fachredaktionen von Titeln der Automatisierungsbranche haben den Einfluss gemerkt. Mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert wurden und noch werden, wie die Krise auch zum Innovationstreiber werden konnte und welche Konsequenzen Sie als PR-Verantwortlicher im Unternehmen daraus ableiten können, berichtet im Interview Inge Hübner, Redakteurin bei etz elektrotechnik & automation, openautomation und dem Digital Factory Journal.
Hallo Inge, normalerweise hätten wir uns bei den Fachpressetagen getroffen oder wären uns auf Messen über den Weg gelaufen. Wie schön, endlich mal wieder mit dir zu sprechen. Wie geht es dir und wie ist die Stimmung in eurer Redaktion?
Mir geht es sehr gut. Auch in der Redaktion ist die Stimmung positiv. Wir sind dankbar, dass 2021 sehr lebhaft gestartet ist.
Wie habt ihr die Monate seit Beginn der Pandemie erlebt? Was waren eure größten Herausforderungen?
Meine Kollegen und ich kommen aus verschiedensten Teilen Deutschlands, deshalb haben wir auch schon vor Corona immer wieder aus dem Homeoffice gearbeitet. Dieser Umstieg war für uns also kein Problem, wir waren dafür technisch bereits optimal ausgestattet. Jetzt mussten wir uns nur etwas besser absprechen, wer an welchen Tagen das Büro nutzt. Weggefallen sind natürlich die vielen Reisen zu Kunden und zu Messen. Das war schon eine Umstellung. Die größte Herausforderung zu Anfang der Pandemie war aber tatsächlich, an Informationen über Produktneuheiten zu kommen. Normalerweise werden wir damit per Mail geradezu überflutet. Und auch auf Messen lassen sich solche Infos natürlich ganz einfach „einsammeln“. Als das mit Corona hier in Deutschland 2020 losging, waren sehr viele Firmen aber zunächst wie in einer Schockstarre und mussten sich erst einmal sortieren. Vielen war die Finanzkrise von 2008/2009 noch zu gut in Erinnerung.
Interessant, dass du das ansprichst. Lässt sich das vergleichen?
Nein, eigentlich nicht. Die Finanzkrise hatte massive Auswirkungen auf alle Branchen. Zwar wurden dieses Mal auch viele Redaktionen stark in Mitleidenschaft gezogen, aber der Industriesektor ist ja noch verhältnismäßig gut weggekommen, verglichen z.B. mit der Gastronomie. Bei unseren Kunden haben wir bemerkt, dass sie einige Zeit brauchten, um sich und ihre Arbeit neu zu strukturieren. Der Umzug ins Homeoffice z.B. kostete Zeit und Kraft. Dann aber ging es recht bald wieder normal weiter.
Also trotz Corona alles wie immer?
[Lacht] Das wäre übertrieben. Ich habe zu Beginn der Coronakrise so viel telefoniert wie schon lange nicht mehr. Das war fast schon so ein Retrofeeling. Mit der Zeit haben sich alle aber zunehmend an Videokonferenzen gewöhnt und wir haben mehr und mehr Interviews damit durchgeführt. Ich habe für die Termine eine Stunde eingeplant. Das kam mir anfangs zwar lange vor, aber wir haben die Zeit immer gebraucht. Mein Eindruck war: die Gespräche wurden persönlicher, vermutlich weil beide Parteien zu Hause im gewohnten Umfeld waren. Es hat also auch Vorteile. Ein Nachteil war allerdings, dass man Produkte nicht so gut anschauen, anfassen oder im realen Betrieb sehen konnte.
Hat die Krise aus deiner Sicht auch die Digitalisierung der Fachmedien vorangetrieben?
Sicher. Unsere Hefte sind nun alle in einem Online-Archiv auf unseren übergreifenden Portalen, z.B. im Industriebereich auf www.smart-production.de, abrufbar. Dieser Schritt war zwar sowieso geplant, wurde nun jedoch höher priorisiert. Auf Social Media waren wir auch vorher schon gut präsent, haben das aber weiter ausgebaut. Und dann haben wir virtuelle Formate neu- oder konsequent weiterentwickelt, unser Business Talk, der experts‘ dialog oder unsere „Best-of-…“Serien sind da drei Beispiele. Viele Kunden nutzen diese Formate gern, weil sie damit ihre Themen einem breiteren Publikum präsentieren können, als wenn sie nur die eigenen Verteiler nutzen.
Wir alle ersehnen die Rückkehr zur „Normalität“, die wird aber sicher anders sein als das, was wir vorher als normal kannten. Was, denkst du, wird sich ändern? Wie wird die Arbeitswelt in der Automatisierungstechnik nach Corona aussehen?
Ich denke, wir haben gelernt, dass man auf einige Reisen verzichten und diese Besprechungen ebenso per Videokonferenz abhalten kann, gerade mit Ansprechpartnern, die man bereits sehr gut kennt. Da werden wir künftig sicherlich Zeit und Sprit sparen und der Umwelt etwas Gutes tun. Wo die Kontakte zu Kunden oder Ansprechpartnern aber noch neu oder wenig ausgeprägt sind, halte ich die persönliche Begegnung für sinnvoller.
Die digitalen Formate der Fachzeitschriften werden bleiben und sicher noch weiter ausgebaut werden. Viele Messen oder auch eure Fachpressetage haben im vergangenen Jahr auf virtuelle Formate umgestellt und waren aus unserer Sicht eine wertvolle Alternative, um an Informationen über Neuheiten zu kommen. Sobald es jedoch möglich ist, werden Messen definitiv wieder vor Ort stattfinden. Wir alle freuen uns darauf, uns von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, Produkte wieder anfassen zu können und miteinander eine Tasse Kaffee zu trinken.
Ja, darauf freue ich mich auch schon. Vielleicht klappt es ja bereits auf der SPS, dass wir ein paar Minuten für einen Plausch bei einer Tasse Kaffee finden.
Inge, ich danke dir, dass du dir Zeit für das Interview genommen hast!