Noras Welt: Frag doch einfach ChatGPT 

Nennen Sie mich altmodisch, aber ich war letztes Wochenende schockiert, wie manche Menschen ChatGPT mehr vertrauen als fachkompetenten Menschen.  

Es war bei einer Fortbildung. Wir hatten Informationen zu einer Thematik, die wir besprechen und einordnen sollten. Einige der Anwesenden kannten sich mit der Fachthematik gut aus, andere hatten überhaupt kein Vorwissen. Anstatt nun den erfahrenen Anwesenden zuzuhören und eine thematische Einordnung zu bekommen, entschied sich eine der Personen ohne Vorwissen, Chat GPT zu befragen.  

Wer schlechte Fragen stellt, bekommt schlechte Antworten 

Es geschah, was passieren musste: Die generierte Antwort klang an sich nicht verkehrt, hatte aber mit dem angefragten Kontext überhaupt nichts zu tun. Die Fragenstellerin allerdings bemerkte das nicht einmal. Weil ja ChatGPT alles weiß, vergessen wir oft eine wichtige Sache: Nur wer gute Fragen stellt, bekommt auch gute Antworten. Und gute Fragen stellen setzt immer ein gewisses Vorwissen voraus. Wer das nicht hat, stellt nicht nur schlechte Fragen, sondern kann auch nutzlose oder falsche Antworten nicht einordnen. Wenn wir uns künftig so neuen Thematiken nähern, wird mir angst und bange. Ich könnte nun in ethische Abgründe abtauchen, aber ich brauche zum Jahresende etwas Optimismus.  

Wer gute Fragen stellt, bekommt bessere Antworten 

Daher mag ich nicht einseitig bleiben. Denn eines wird mir auch immer klarer: Wer umgekehrt in einer Sache gut ist, kann in vielen Bereichen mit Hilfe der künstlichen Intelligenz noch besser werden oder effizienter arbeiten. Warum? Weil er oder sie zum einen die richtigen Fragen stellen und zum anderen die Antworten bewerten kann. So angewendet, bin ich deutlich optimistischer in Bezug auf die Ergebnisse.  

Und wer weiß, vielleicht kann man eines Tages die KI nutzen, um schlechte Fragen in gute zu verwandeln? Dann eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.  

Übrigens: Ich habe Chat-GPT gefragt, was ich meinem Mann zu Weihnachten schenken soll. Manche der Vorschläge waren erschreckend nah an dem, was ich bereits für ihn im Schrank liegen oder wir uns in den letzten Jahren tatsächlich geschenkt haben.  

Nora Crocoll

Hat Technische Redaktion studiert und arbeitet seit 2005 als freie Technik-Journalistin für das rbs. Ihre langjährigen Erfahrungen im Bereich der Pressearbeit für die Automatisierungsbranche hat sie im Praxisbuch "Wirkungsvolle Produkt-PR: Einblicke in die Welt der Fachpresse" zusammengefasst.

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Eine Antwort

  1. „Und wer weiß, vielleicht kann man eines Tages die KI nutzen, um schlechte Fragen in gute zu verwandeln? Dann eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.“

    Probieren Sie es bei ChatGPT einmal aus, Sie werden überrascht sein. Geben Sie der KI Kontext (worum geht es, was ist die Aufgabe, welche Rolle soll sie einnehmen etc.) und bitten Sie sie darum, bessere Fragen dazu zu entwickeln. Alternativ: Bitten Sie die KI, die Fragen zu spezifizieren. Das können Sie unendlich tun, bis der nötige Grad erreicht ist. Sie können auch mit Leveln arbeiten: Auf den ersten Entwurf der KI reagieren Sie so: „Das sind jetzt Level-1-Fragen für Anfänger. Gib mir jetzt Level-2-Fragen für Profis.“ Danach Level-3-Fragen für Experten, dann für absolute Experten etc.

    ChatGPT kann man allgemein wunderbar als Prompt-Engineer nutzen und auch, um die Ergebnisse der KI selbst zu kritisieren und zu optimieren.

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