Unbedingt lesen, denn wir sind die Besten!
Sie haben sich von der Überschrift nicht abschrecken lassen? Dann gehören Sie vermutlich zur tapferen Sorte oder zu den Schnelllesern, die den Folgesatz gleich noch mit erfassen. Überspitzt will ich damit zeigen, was Superlative in Pressetexten mit uns machen: Sie halten uns vom Weiterlesen ab und wenn nicht das, so machen sie doch die transportieren Inhalte unglaubwürdig.
Ein erschreckendes Beispiel kam bei uns kürzlich rein. Eine Pressemeldung eines Fernsehherstellers. (Sicher, die Zielgruppe unterscheidet sich ein wenig von den Lesern der Automatisierungsbranche. Aber auch diese Menschen haben einen Kopf und wollen in Pressetexten Informationen und keine hohlen Phrasen.) Ich habe einmal alle Superlative und blumigen Formulierungen aus der Meldung extrahiert:
- schwärzer als die Nacht
- brillanter als das Polarlicht
- atemberaubende Bildqualität
- atemberaubende OLED-Technologie
- unerreichte Brillanz
- feinste Schwarztöne
- faszinierend natürliche Farben
- lüftet den Schleier …
- was man sich bislang kaum vorzustellen wagte …
- besticht durch …
Die gesamte Meldung bestand aus 619 Anschlägen, obige Liste hat 266. Daraus errechnet sich, ich nenne es jetzt einfach mal so, eine „Superlativdichte“ von fast 43 Prozent. Oder anders ausgedrückt: 43 Prozent des Textinhalts sind allein hohle Phrasen. Zieht man Artikel und Hilfsverben ab, bleibt nicht mehr viel Platz für echte Information.
Der Spatz wurde aber noch abgeschossen. Klickte man nämlich auf den Link für den Bild-Download, wurde man gebeten, sich als Journalist zu akkreditieren und entsprechend einzuloggen. Mir fällt spontan kein Redakteur der Automatisierungsbranche ein, der diese Mühen auf sich nehmen würde.
Verzichten Sie auf Superlative, Übertreibungen, hohle Phrasen und blumige Sprache in Ihren Pressetexten. Leser wollen sachliche Informationen, keine Werbung. Und denken Sie auch an den Redakteur, dessen Zeit wertvoll ist: Keiner will sich in dieser kostbaren Zeit mit Eingabe von Passwörtern herumärgern.