Noras Welt:
Das billigste Premium Deutschlands
Ja, ich oute mich: Ich liebe es, am Sonntagnachmittag durch einen Stapel Werbehefte zu blättern und festzustellen, was ich alles nicht brauche. Das geht nur bei meinen Schwiegereltern, denn wir haben diese Papierflut bei uns abbestellt (ich berichtete). Dabei staune ich immer wieder, wie Werbung anscheinend funktioniert …
So entdeckte ich zum Beispiel einmal beim Durchblättern des Werbeheftes eines Discounters einen Premium Nistkasten. Wow! Der Vogel von heute ist anspruchsvoll, er möchte bequem nisten. Auf der besten getesteten Matratze des Landes vermutlich. Im Ernst, ich finde das gleich doppelt absurd: Kein Vogel piept nach Premium und Premium vom Discounter? Ist das nicht ein Oxymoron*?
Absurd funktioniert
Das bringt mich auch schon zu meinem Favoriten: Das ganz besonders günstige Schnäppchen zum Valentinstag. Natürlich will ich meinem Liebsten sagen, WIE SEHR ich ihn liebhabe. Aber das so günstig wie möglich. Ergibt das Sinn? Mal abgesehen davon, dass ich keinen Valentinstag feiere. Es widerstrebt mir, Geschenke zu kaufen, nur weil der Einzelhandel einen Tag erfunden hat, um mir noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. So gesehen ist es eigentlich total nett, dass man mir nun wenigstens Sparangebote macht.
Was soll ich sagen? Bei unseren Texten und Überschriften empfehlen wir durchaus provokativ zu formulieren und gern auch mal ein Oxymoron einzusetzen. Wenn die oben genannten Beispiele Stilmittel sind, meinetwegen. Zumindest ich bin dran hängen geblieben. Andernfalls will ich doch meinen: Schuster bleib bei deinen Leisten. Premium hat einfach seinen Preis und kostengünstig kann ja durchaus auch sinnvoll sein, nur bedeutet das dann eben auch, dass ich an der einen oder anderen Stelle Kompromisse machen muss. Unternehmen sollten klar zu ihren Überzeugungen stehen, sind sie nun Anbieter kostengünstiger Massenware oder exklusiver Premiumprodukte? Und diese Botschaft sollten dann auch alle Marketingmaßnahmen klar kommunizieren. Alles andere ist absurd.